Hilft Brot dabei,
das Immunsystem zu stärken?
Ob eine Extraportion Vitamin C oder D, Zink, Echinacin, spezielle Pilzpräparate, kaltes Duschen, die Wim-Hof-Methode oder ein Saunagang – es gibt viele Nahrungsergänzungsmittel (NEMs), Mittelchen aus „Omas Hausapotheke“ und Praktiken, die den Ruf haben, unser Immunsystem zu stärken. Einige davon sind nicht ganz unumstritten und die wenigsten wissenschaftlich begründet. Doch wie sieht es mit unserer täglichen Ernährung aus – können wir uns mit dem Konsum spezieller Nahrungsmittel gegen (Erkältungs-)Viren und andere Krankheitserreger wappnen und welche Rolle spielt dabei das Brot?
So schön der Herbst mit seinen bunten Blättern und der sich wandelnden Natur auch sein kann, die bereits angebrochene kältere Jahreshälfte fordert uns und unser Immunsystem auch ganz schön heraus. Hilft im Sommer die Wärme dabei, gewisse Krankheitserreger in ihrer Verbreitung einzuschränken, so ist es zwar nicht die Kälte per se, die uns anfälliger für Krankheiten macht, aber sie bietet Viren und anderen Keimen bessere Möglichkeiten, sich zu vermehren.
Wie also funktioniert unser Immunsystem und was macht es stark, beziehungsweise schränkt es ein?

Unser Immunsystem
Bereits im Mutterleib bekommen wir einen gewissen Abwehrschutz übertragen. Auch bei der Geburt an sich (erste „Schluckimpfung“ an wichtigen Bakterien fürs spätere Darmmikrobiom) sowie über die Muttermilch baut sich unser Immunsystem auf. Was wir landläufig als „Nestschutz“ bezeichnen ist der quasi angeborene Teil unseres Immunsystems. Ein zweiter – absolut essentieller – baut sich dann erst im Laufe unseres Lebens auf, wenn wir mit Krankheitserregern in Kontakt kommen (durch Infektion oder Impfung) und ist sozusagen angelernt. Grundsätzlich ist unser Immunsystem ein komplexes Netzwerk an Organen, Zellen, Proteinen und Signalmolekülen, welches eine „Polizei-Funktion“ erfüllt.
Der Großteil unserer Immunzellen befindet sich im Darm. Unsere Darmbakterien fungieren dort als Trainingspartner und bilden einen Teil unserer Immunzellen aus, um zwischen den guten und bösen Eindringlingen unterscheiden zu lernen. Es ist also unser Darmmikrobiom, welches zweierlei Signale aussendet, entweder: „wir brauchen hier Toleranz – es handelt sich um einen harmlosen Stoff“ oder „wir brauchen hier eine Entzündungsreaktion – um einen schädlichen Eindringling unschädlich zu machen“.
Manchmal läuft die Kommunikation jedoch schief. Dann kann es zu Überreaktionen wie zum Beispiel allergischen Reaktionen, oder auch Autoimmunerkrankungen kommen.
Diese Fehlreaktionen haben ihren Ursprung häufig im Magen-Darm-System, daher ist es von größter Wichtigkeit, dass dieses System entsprechend versorgt wird.
Die richtige Ernährung für unser Immunsystem
Um uns fit und rundum wohl zu fühlen, benötigen wir – ähnlich wie Kraftfahrzeuge – den geeigneten Treibstoff. Und auch wenn uns kurzfristig vorkommt, das Wienerschnitzel mit Pommes gibt uns Kraft – es gibt definitiv bessere Lebensmittelquellen für unseren Körper.
So sind Ballaststoffe aus Gemüse sowie Getreide, insbesondere Vollkorn, Hülsenfrüchten, Samen, Nüssen und Saaten essentiell für unser Darmmikrobiom und nähren vor allem die nützlichen Dickdarmbakterien ideal. Diese kleinen Arbeiter gewinnen aus den Ballaststoffen Energie und auch kurzkettige Fettsäuren, die unserem Immunsystem dienen und unsere Darmschleimhaut vor pathogenen (gesundheitsschädlichen) Keimen schützen. Nimmt die Darmschleimhaut Schaden, wird die Schutzschicht löchrig – so können Krankheitserreger und auch Schadstoffe in unseren Blutkreislauf gelangen (Stichwort: leaky gut).

Auch beta-Glukane aus Haferflocken im Brot oder als warmes Frühstück (Porridge) leisten einen wertvollen Beitrag für unsere Gesundheit, indem sie unser Immunsystem stärken.
Besonders im Winter, der Jahreszeit in welcher weniger frisches Gemüse geerntet werden kann, lohnt es sich, auf fermentierte Lebensmittel zurückzugreifen. Sie führen uns die benötigten Milchsäurebakterien (Laktobakterien) zu. Der Klassiker ist Sauerkraut, aber auch in Salzlake eingelegtes Gemüse ist nicht schwierig selbst herzustellen. Gleichermaßen zählen Käse, Sauerteigbrot, Tee, Kakao, Bier und Wein zu den fermentierten Lebensmitteln – also mehr als uns zumeist bewusst ist.
Milchprodukte, wie Kefir, Buttermilch und Sauermilch enthalten eine optimale Portion Milchsäurebakterien die unserem Darm und somit unserem Immunsystem guttun.
Besonders Hartgesottene haben vielleicht sogar schon einmal einen Brottrunk gekostet. Dabei handelt es sich um ein alkoholfreies Gärprodukt bzw. vergorenes Natursauerteigbrot, das man trinkt um die Darmgesundheit zu fördern. Aber Achtung, der Geschmack ist definitiv gewöhnungsbedürftig.
Wie also stärkt Brot unser Immunsystem?
Wird ein ballaststoffreiches Brot verzehrt, so werden diese Ballaststoffe im Dickdarm von entsprechenden Darmbakterien verstoffwechselt – unter anderem entsteht so Propionsäure. Dieser Stoff stellt die wichtigste Energiequelle für die Darmzellen dar und verhindert gleichzeitig Entzündungen im Darm und einen chronischen Verlauf im Körper. Die wertvolle Schleimschicht auf der Oberfläche der Darmzellen bleibt so einwandfrei erhalten. Gut so: Entzündungsreaktionen stellen nämlich eine Belastung für den Körper dar und verlangen uns viel Energie ab.
FAZIT: Brot & Immunsystem
Die Billionen Bakterien in unserem Dickdarm leisten einen wesentlichen Beitrag für unsere Gesundheit. Bei entsprechender Fütterung produzieren sie Entzündungshemmer. Nebenbei sorgen beschützende kurzkettige Fettsäuren dafür, dass unsere Darmschleimhaut intakt bleibt und halten Keime fern. Eine optimale, pflanzlich betonte Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen – Vollkornbrot ist hierfür eine sehr gute Quelle – stärkt das Immunsystem, senkt die Entzündungsparameter im Körper und gewährleistet auch die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen für den Körper.
GASTBEITRAG
Dr. Martina Überall
Doktorat der medizinischen Gesundheitswissenschaften
Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Tirol,
Fachbereich Ernährung und Gesundheit
DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN
Du willst keine Neuigkeiten verpassen?
Erhalte alle News von Therese Mölk regelmäßig in dein E-Mail-Postfach.