E-klar?
Viele sind wohl unbedenklich. Manche aber nicht. Zusatzstoffe in unserem Essen.
Sie machen aufgeschnittene Fleischware bis zu zwei Monaten haltbar, geben Suppen ohne Huhn einen Hühnersuppengeschmack und verleihen so manchem Balsamico oder Whisky die markant braune Farbe. Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker oder Farbstoffe stecken in zahlreichen verarbeiteten Lebensmitteln und sind so zu alltäglichen BegleiterInnen geworden. Jungen Menschen oder denjenigen, deren Körper empfindsam ist, können manche Zusatzstoffe aber auch ganz schön zusetzen. Was wäre eine Welt ohne sie und was können sie im Übermaß anrichten?

Der Lebensmitteltechniker und ehemalige Leiter der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung HR Dr. Dieter Jenewein sowie Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg, Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin I in Innsbruck, im Gespräch:
Wie sähe die Welt ohne Zusatzstoffe aus?
Jenewein: Nehmen Sie die aufgeschnittene Wurst im Kühlregal. Dank Konservierungsstoffen können wir sie länger im Kühlschrank aufbewahren, ohne dass sie verdirbt oder wir gar eine Fleisch- vergiftung erleiden. Schadkeime und andere Mikroorganismen haben bis zum Ablauf der Mindesthaltbarkeitsfrist keine Chance. Bei der Mayonnaise würde sich ohne Emulgator die Fettschicht vom Rest trennen. Ohne Farbstoffe würden viele Lebensmittel nicht gekauft werden, weil sie schlichtweg unansehnlich wären.
Als ehemals lang jähriger Leiter der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung haben Sie sich intensiv mit diesen Themen auseinandergesetzt. Wie stehen Sie persönlich zu Lebensmittelzusatzstoffen?
Jenewein: Ich bevorzuge natürliche Lebensmittel. „Künstliche“ Produkte mit einem ganzen Cocktail an Zusatzstoffen schätze ich persönlich nicht.
Konservierungsmittel werden immer wieder kritisiert. Ist das berechtigt?
Jenewein: Die meisten Stoffe sind aus meiner Sicht vollkommen unbedenklich. Bei Benzoesäure und Benzoaten sollte man vorsichtiger sein.

Unter Umständen sind sie Auslöser von Allergien. Sie werden aktuell von der EFSA (European Food Safety Agency) neu getestet. Auch bei Sulfiten sollte man beobachten, ob der Körper darauf reagiert.
Wie viel Chemie verträgt unser Körper?
Tilg: Ich bin erstaunt, wie viel er verträgt. Die klinische Realität zeigt, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei 10 - 20 Prozent der Bevölkerung vorkommen, Allergien bei 1 - 2 Prozent und Allergien auf Zusatzstoffe lediglich bei 0,1 - 0,2 Prozent. Auf Glutamate und Sulfite kennen wir die häufigsten Reaktionen. Die wissenschaftliche Literatur dazu ist sehr mager, woraus ich schließen kann, dass Zusatzstoffe keine Katastrophe darstellen. Eine Studie aus dem Jahr 2011 gibt allerdings erste Hinweise, dass Aspartam und andere artifizielle Zusatzstoffe allgemein die Keimwelt der Darmflora beeinflussen können und gegebenenfalls Allergien mitverursachen. Es ist eine Einzelstudie, die noch Bestätigungen braucht, um wissenschaftlich relevanter zu werden. Im Grunde genommen stehen wir hier noch ganz am Anfang der Forschung.
Danke für das Gespräch.
(Text: Julia Brugger)
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