Basenreiche Ernährung – basisches Brot
Welches Brot ist basisch? Was ist dran am Basenfasten? Und ist es wirklich gesundheitsförderlich, basische Lebensmittel zu essen?
Immer wieder liest man von einer Übersäuerung des Körpers durch falsche Ernährung. Gerade jetzt in der Fastenzeit bietet sich z.B. das Basenfasten an. Doch was ist dran an den Vorteilen der basenreichen Ernährung und was gilt es zu beachten? Lohnt es sich, auf Brot und Co zu verzichten, oder gar basisches Brot zu kaufen? Und macht es Sinn, tiefer in die Geldtasche zu greifen, um die Mahlzeiten zusätzlich mit Basenpulvern zu ergänzen?

Was bedeutet – sauer, basisch, neutral?
Diese Attribute schreibt man Flüssigkeiten (und Stoffen/Lebensmitteln) ihrem pH-Wert nach zu. Als sauer gelten Essigsäure, Zitronensäure und Co mit einem pH-Wert von unter 7. Liegt der pH bei 7 so spricht man von einer neutralen Flüssigkeit. Dieser Einteilung zufolge bezeichnet man Stoffe als basisch oder auch alkalisch, die einen pH-Wert größer als 7 aufweisen – Speisesoda, hydrogencarbonathältige Heilwässer, Natronlauge und viele mehr.
Die Einteilung von Lebensmitteln in diese drei Kategorien erfolgt also nicht nach Geschmack, sondern wird gemessen. Zitronen schmecken zwar sauer, wirken in unserem Verdauungssystem de facto aber basisch. Zur Erklärung: Basen entstehen im Körper beim Abbau von organischen Anionen und anionischen Aminosäuren – wie zum Beispiel auch Zitrat.
Unser Säure-Basen-Haushalt
Im menschlichen Körper benötigen wir beide – die Säuren sowie die Basen – und die gute Nachricht gleich vorweg: der Säure-Basen-Haushalt des Körpers reguliert sich selbst. Während in den verschiedenen Organen des Körpers unterschiedliche pH-Werte vorherrschen müssen, damit sie richtig funktionieren können, liegt der pH-Wert im Blut des Menschen zwischen 7,35 und 7,45 – im leicht basischen Bereich. Das Blut hat zur Aufrechterhaltung dieses Wertes ein ausgeklügeltes Puffersystem. Im Magen benötigen wir im Gegensatz zum Blut ein sehr saures Milieu (pH von 2). Dadurch können wir unsere Nahrung aufspalten und zudem werden potenziell krankmachende Keime abgetötet. Somit übernimmt der Magen auch eine wichtige Funktion im Sinne unseres Immunsystems.
In der Biomedizin gilt: unser Körper ist gerne im Gleichgewicht. Konsumieren wir also eine große Menge an säurebildenden Lebensmitteln, so kompensiert der Körper, indem er verstärkt Säure ausscheidet (hoher Harn-pH-Wert), während der Verzehr von Obst und Gemüse – basisch wirkenden Lebensmitteln – die Säureausscheidung mit dem Urin verringern (niedriger Harn-pH-Wert).
Wichtig zu wissen: auf den pH-Wert im Blut wirken sich saure und basische Lebensmittel NICHT aus. Hier erzielt man selbst beim Aufblasen einer Luftmatratze einen größeren Effekt – denn dabei wird mehr Kohlendioxid ausgeatmet und so kommt es kurzzeitig dazu, dass unser Blut etwas saurer wird. Manchmal wird uns dabei daher kurzzeitig etwas schwindelig.
Welche Lebensmittel zählen zur basenreichen Kost?
Als Basenbildner gelten Obst, Gemüse, Kartoffeln, Kräuter, Keimlinge, einige Nüsse (Mandeln, Walnüsse, Paranüsse, Macadamianüsse und Pistazien) sowie „hochwertiges“ Öl (Lein-, Oliven- oder Rapsöl) und im Sinne einer hundertprozentigen basischen Ernährung dürfen nur diese Lebensmittel verzehrt werden. Kokosflocken lassen wir gerade noch gelten ;-), die Kokosmilch aus der Dose ist allerdings säurebildend.
Ein basisches Frühstück, als Bestandteil einer sogenannten „Alkaline-Diät“, wäre daher zum Beispiel eine Müslimischung mit vielen der oben genannten Zutaten und wenig der folgenden: Süßes, Fleisch, Wurst, Nudeln, Käse, Milchprodukte, Eier oder Brot – sie zählen zu den säurebildenden Lebensmitteln.

Säurebetonte Nahrungsmittel kennzeichnen sich als phosphatreich, proteinreich oder getreidereich. Beim Basenfasten wird zudem auf Kaffee und Alkohol verzichtet.
Welches Brot ist basisch?
Herkömmliches Brot ist nicht basisch, daher müsste man dieses selbst backen. Die Anleitungen zum Selberbacken von Basenbrot reichen von „einem besonders hohen Anteil an basischen Zutaten“ bis hin zu „Brot aus gekeimtem Getreide und nur dörren, bloß nicht zu stark erhitzen“. Sollte man das „Basenfasten“ daher versuchen wollen, so könnte man mit einigen dieser Rezepte experimentieren. Jedoch steht das „Basenfasten“ wissenschaftlich in Verruf, denn…
Fazit – basische Ernährung
Überschüssige Säuren und Basen werden ausgeschieden, verursachen keinerlei Veränderung des pH-Wertes im Blut und lagern sich auch nicht als “Schlacken“ ab. Letztere gibt es aus wissenschaftlicher Sicht nämlich gar nicht, da nicht verwertbare Stoffwechselendprodukte nicht angehäuft, sondern ausgeschieden werden (über die Nieren, Darm, Schweiß und den Atem). „Saurer“ Urin sagt auch nichts über den pH im Blut aus beziehungsweise über mögliche „Ernährungsprobleme“.
Vorzugsweise im Frühjahr und in der Fastenzeit thematisieren die Medien „Übersäuerung des Körpers“ aufgrund „falscher“ Ernährung, allerdings mangelt es bis dato an Evidenz. Es fehlt uns in der Wissenschaft nämlich an Beweisen was den Zusammenhang einer säure- oder basenbetonten Ernährungsweise mit dem Gesundheitszustand betrifft.
Die weitverbreitete Theorie vom „Säureüberschuss als Krankheitsursache“ ist wissenschaftlich überholt bzw. widerlegt.
Übrigens, Öko-Test hat eine Untersuchung von 32 (angeblich) basischen Nahrungsergänzungsmitteln durchgeführt und das Ergebnis war vernichtend: „Einige wenige Produkte kommen gerade noch mit einem "mangelhaft" davon, der Rest ist "ungenügend". Fehlender Nutzen für den gesunden Verbraucher, überdosierte Inhaltsstoffe und eine lausige Deklaration führen zu diesem vernichtenden Urteil.“ – so das Verbrauchermagazin. Im schlechtesten Fall verändern wir das saure Milieu unseres Magens und setzen ihn damit außer Stande, ordentlich zu verdauen und Krankheitserreger zu vernichten.
Wichtig ist und bleibt daher – im Sinne unserer Gesundheit, dass wir uns ausgewogen ernähren. Grundsätzlich bekommt uns eine obst- und gemüsereiche Ernährung sicher besser als eine, die vor allem aus tierischen Produkten und Convenience besteht. Dafür sind aber mehr und gewichtigere Faktoren und multifaktorielle Ursachen als nur das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen verantwortlich.
Meine Hypothese: Anstelle vom Basenfasten und womöglich dem Kauf teurer Nahrungsergänzungsmittel – hat die bewusste Vermeidung (das Fasten) von Stress, Reizüberflutungen und Digitalem wann immer möglich bestimmt einen größeren Effekt. Fasten ist viel mehr als nur nichts/etwas Bestimmtes nicht zu essen, als nur eine Modeerscheinung in Zeiten des Kalorienüberflusses.
GASTBEITRAG
Dr. Martina Überall
Doktorat der medizinischen Gesundheitswissenschaften
Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Tirol,
Fachbereich Ernährung und Gesundheit
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