Babys erstes Butterbrot

Die Prägung unseres Geschmackssinns beginnt bereits im Mutterleib und bei Stillbabys entscheidet die Ernährung der Mutter auch weiterhin über Vorlieben im späteren Leben. Für alle Kinder gilt: Was ein Kind in den ersten 1000 Tagen an Nahrungsmitteln zu sich nimmt, entscheidet darüber, wie gesund es in späteren Jahren sein wird. Als Eltern gestalten wir also bereits vor der Geburt die Essensbiographie unserer Kinder und noch aktiver ab dem 6. Lebensmonat, ab dem die Kleinen von uns gefüttert werden. #nopressure

Getreide und Getreideerzeugnisse wie z.B. Brot, Flocken oder Nudeln sind für Kinder von Anbeginn an wichtige Nährstoff- und Energielieferanten. Zudem lieben Babys Brot, da man es nuckeln, lutschen, kauen, quetschen, krümeln und vieles mehr kann – ein regelrechtes Fest für die Sinne. Doch wann ist der ideale Zeitpunkt für Babys erstes Butterbrot?

Beikosteinführung

Bis zum 6. Lebensmonat ist Muttermilch oder die richtige Säuglingsanfangsnahrung aus der Flasche ausreichend, um den Nährstoffbedarf des Kindes zu decken. Zwischen dem 5. und dem 7. Lebensmonat sollten Babys erste Beikost zusätzlich zur Muttermilch (oder Säuglingsanfangsnahrung) zu sich nehmen, um insbesondere den erhöhten Bedarf an Eisen und Zink zu stillen.

Eisen- und zinkreiche Lebensmittel sind insbesondere Rind-, Kalb-, Schweinefleisch, Getreide, Hirse und Hülsenfrüchte. Sie sollten anfangs als Brei zubereitet und angeboten werden und am besten in Kombination mit Vitamin-C-reichem Gemüse und Obst, da diese die Eisenaufnahme begünstigen.

Am besten orientiert man sich an folgenden Merkmalen, um festzustellen, ob das Kind reif für Beikost ist:

– es spuckt Nahrung nicht aus
– erste Zähne lassen sich blicken
– das Interesse am Essen anderer ist groß
– das Kind sitzt beinahe alleine aufrecht.

Im ersten Lebensjahr sind manche Lebensmittel noch zu meiden. Dazu zählen: Honig sowie Zucker und andere Süßungsmittel oder gar Süßigkeiten, Limonaden, roher Fisch bzw. Fleisch (Wurstwaren) oder rohe Eier, Innereien, insbesondere Leber, Rohmilch und Kuhmilch (als Trinkmilch), Salz (in größeren Mengen) und (scharfe) Gewürze, Kaffee, Grün- und Schwarztee, ganze Nüsse, Samen und auch fettreiche Raubfische wie z.B. Thunfisch (wegen der Schwermetallbelastung).

Mit dem ersten Geburtstag dürfen Kinder dann in der Regel bei den Familienmahlzeiten mitessen. Dabei sollte auf übermäßigen Salzkonsum (= mehr als 2 g Salz/Tag) verzichtet werden, da die Nieren der Kleinkinder noch nicht komplett ausgereift sind. Auch Zucker sollten die Kleinen, wenn unvermeidbar, dann nur in möglichst geringen Mengen konsumieren.

Allergen Gluten

Seit ein paar Jahren weiß man: Auch bei allergiegefährdeten Kindern bringt das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel keinen Vorteil. Ernährungsexpert*innen empfehlen, dass die Babys von Anfang an mit einer Vielfalt regionaler und saisonaler, am besten biologischer Lebensmittel gefüttert werden und dabei insbesondere Allergene – wie beispielsweise das in vielen Getreiden und somit Broten enthaltene Gluten - eingeführt werden, solange das Kind noch gestillt wird.

Man weiß inzwischen, dass geringe Mengen des Eiweißbestandteils Gluten während der Stillphase sogar vorbeugend gegen Zöliakie, Diabetes Typ 1 und Weizenallergie wirken.

Babys erstes Butterbrot

Kleine Mengen (unter 7 g) glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen, Hafer, Dinkel, Grünkern, Kamut, Gerste, Triticale, Einkorn, Emmer) werden bereits zu Beginn der Beikost-Einführung empfohlen. Frühestens nach zwei Wochen und wenn das Getreide gut vertragen wurde (d.h. keine Symptome wie Durchfall, Bauchweh oder übelriechender Stuhl aufgetreten sind), kann diese Menge gesteigert werden. Bei glutenfreien Getreidesorten (Hirse, Quinoa, Buchweizen, Amarant, Reis, Mais) gibt es keine Mengenbeschränkung.

Als erste Annäherung an ein Butterbrot eignet sich ein Getreide-Obst-Brei z.B. 6 g glutenhaltiges Getreide – als Flocken oder Grieß – oder ½ Scheibe zuckerfreier Zwieback in Obstbrei aufgeweicht. Bald kann eine ½ Scheibe Brot (8-12 mm, ca. 15 g) folgen.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“

Von Beginn an sollte man Vollkorngetreide, das im Ganzen vermahlene Korn, für Babykost bevorzugen. Brot aus fein vermahlenem Vollkorn mit möglichst wenig Salz (im ersten Lebensjahr sollte die Menge 1 g/Tag nicht übersteigen) und keinem oder wenig Zucker kann einen wertvollen Beitrag zu einer ausgewogenen Babynahrung leisten. Das Brot sollte anfangs noch keine grobkörnigen Stücke enthalten und somit auch keine Nüsse, Samen oder Saaten, außer sie wurden ebenso fein vermahlen.

Mit Start der Beikost können zudem nach Bedarf auch Getränke (Trinkwasser bzw. ungesüßte Kräutertees) angeboten werden. Ab dem 10. Monat benötigt das Kind regelmäßig Flüssigkeit in Form von Getränken.

Von Breikost zu fester Beikost

Babys lernen im ersten Lebensjahr ihre Ernährung betreffend unglaublich viel – saugen, schlucken, Brei essen sowie die Aufnahme stückiger Nahrung. Bereits ab dem 9. Lebensmonat dürfen Babys prinzipiell auch feste Nahrung, klein geschnitten oder gewürfelt, zu sich nehmen.

Viele Babys lieben das Experimentieren mit verschiedenen Konsistenzen (Brei oder Stückchen), verschiedenen Darreichungsformen (Löffel oder Finger Food) und probieren gerne unterschiedliche Lebensmittel und Geschmackskombinationen. Doch auch eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Lebensmitteln ist normal und in der Regel müssen Kinder ein Lebensmittel 10 bis 16 Mal probieren, bevor sie Neues anstandslos akzeptieren.

Baby-led weaning

Was im Deutschen als „Beikost nach Bedarf“ oder auch „baby-gesteuertes Abstillen“ bekannt ist, wird von vielen Kindern häufig als Ergänzung zur Breikost gern angenommen. Bei diesem Ansatz darf das Kind seiner eigenen Neugier folgen und bereits früher stückige Nahrung selbstbestimmt zu sich nehmen, d.h. das Baby greift selbst danach und füttert sich selbst. Dieser Zugang erscheint der Natur des Menschen entsprechend, da die Verfügbarkeit industriell hergestellter Babybreis sowie der Pürierstab noch recht neu sind, so argumentieren zumindest Fans/Verfechter dieser Art der Beikost. Jedoch gibt es ebenso kritische Stimmen, wie den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschland, die anmerken, dass Kleinkinder so eventuell zu wenig der kritischen Nährstoffe (i.e. Eisen und Zink) aufnehmen könnten und eine erhöhte Verschluckungsgefahr besteht.

Brot, mit homogener und feiner Textur, ist jedenfalls häufig eines der ersten Lebensmittel, welches den Babys als „ganzes und festes“ Stück angeboten wird und von den Kleinsten unkompliziert verspeist und gut verdaut werden kann. So lernen sie den Umgang mit fester Nahrung und nehmen ganz nebenbei auch wertvolle Ballaststoffe und essentielle Nährstoffe zu sich. Muttermilch enthält übrigens auch Ballaststoffe und macht sie so zur Leibspeise gesunder Darmbakterien.

FAZIT

An dieser Stelle noch eine Warnung vor „Kinderlebensmitteln“: Diese enthalten meistens zu viel Zucker, Fett und eventuell auch Lebensmittelzusatzstoffe und locken ihre jungen Kunden z.B. durch Sammelobjekte, Pickerln, Spiele und entsprechend schrille Verpackungen an.

Gesunde Kinderernährung ist jedenfalls vielfältig und von Natur aus bunt wie ein Regenbogen, mit vielen regionalen, saisonalen und vor allem pflanzlichen – am besten biologisch angebauten - natürlichen Lebensmitteln #eattherainbow. Ein kindgerechtes (Butter-)Brot, möglichst ohne Zusatzstoffe, ist dabei eine gute Energie-, Nährstoff- und nicht zuletzt Ballaststoffquelle für unsere Kleinen.

Genauso wichtig wie die Auswahl der Nahrungsmittel ist es, das Kind beim Essen liebevoll zu begleiten und eine entspannte Essatmosphäre zu schaffen, um ein gesundes Essverhalten und somit eine gesunde Zukunft zu fördern.

Weitere Infos und kostenlose Workshops zum Thema finden sich hier: www.richtigessenvonanfangan.at

GASTBEITRAG

Dr. Martina Überall
Doktorat der medizinischen Gesundheitswissenschaften
Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Tirol,
Fachbereich Ernährung und Gesundheit

 

 

 

PROJEKT KINDER.KULINARIK.WEG.TIROL

Im Hinblick auf das zentrale Anliegen des Projekts KIDchen - „gesunde, frische, regionale und nachhaltige“ Verpflegung an den Tiroler Bildungseinrichtungen zu fördern, leistet das Projektteam der PH Tirol (alph.):

– Gabriele Bogner-Steiner, BEd. Dipl.-Päd
– Maria Lerchbaumer, BEd. MA;
– Hendrik Strele (Stud. Im Fachbereich Ernährung);
– Mag. Martina Überall, Ph.D.;
– & Dr. Birgit Wild;

einen wertvollen Beitrag mit der Konzeption und Entwicklung eines evidenzbasierten Tiroler Leitfadens – dem kinder.kulinarik.weg.tirol. Dieser dient zur Qualitätssicherung des Verpflegungsangebots sowie der Beratung und Begleitung der Bildungseinrichtungen in der Pilotierung in Bezug auf ernährungspädagogische und prozessuale Aspekte.

Für weitere Infos: https://ph-tirol.ac.at/ernaehrung_gesundheit sowie https://ph-tirol.ac.at/gu
Projektpartner: Bio vom Berg, Agrarmarketing Tirol, Land Tirol, Tiroler Adlerrunde

Babytaugliches Brot von Therese Mölk

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